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ACADEMY OF TONE
Dein Tone in der Band
Hier möchte ich dir einige Tipps geben, wie du dich in der Band besser hörst und wohler fühlst. Kurz; wie du zu deinem Tone kommst. Ein Sound, der im Wohnzimmer bei kleiner Lautstärke toll klingt, wird in der Regel so nicht in der Band funktionieren. Warum?
Kommen in der Band mehrere Instrumente gleichzeitig zum Einsatz, überlagern sich die Frequenzen aller Instrumente, und nur markante Teilbereiche des Soundspektrums setzen sich durch.
Es gibt ja sehr unterschiedliche Besetzungen, daher ist die „Frequenzsuppe“ je nach Band auch unterschiedlich.
Dennoch haben die meisten Bands nicht nur einen Bass und ein Schlagzeug, sondern weitere Gemeinsamkeiten, die wir in Betracht ziehen können um alle Situationen zu meistern.
Für mich ist AC/DC ein gutes Beispiel, wie ein Bandsound funktioniert. Mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang hat man das Gefühl, dass die Gitarren in dieser Band immer großartig klingen.
Der Grund dafür ist simpel, denn die beiden Gitarren haben sehr viel Raum, da sich alle anderen Instrumente ihnen unterordnen und ihnen auch frequenzmäßig viel Platz lassen. Der Bandsound wurde wahrscheinlich durch Ausprobieren im Proberaum kreiert und verfeinert. So hat jede großartig klingende Band ihr eigenes Rezept für ihren Bandsound entwickelt und das findet man in allen Genres von Jazz bis Metal.
Zu wenig Mitten
Zu Hause (ohne Mitmusiker) eingestellte Sounds setzen sich kaum durch.
Was Zuhause noch fett und schön griffig aggressiv klang, benutzt dafür genau die Frequenzen von Bass und Schlagzeug, und hebt sich so gar nicht ab.
Tipp:
Weniger Bass aufdrehen - Mitten aufdrehen, auch mal Höhen abdrehen, beim AMP1 ein anderes Höhenbild mit Custom Control ausprobieren. Dies sollte man aber mit den anderen Instrumenten in der Band abstimmen.
Hinweis: Bei der klassischen Klangregelung an Gitarrenverstärkern verschwinden die Mitten wenn man Höhen aufdreht, und es kommen Mitten dazu wenn man Höhen abdreht.
Bei der 3-Band-Klangregelung des
AMP1 hingegen beinflussen sich nicht die Regler gegenseitig. Dadurch wird die Suche nach der besten Soundeinstellung wesentlich erleichtert. Einmal gefunden kann man sich die Reglerstellungen merken wie einen Zahlencode. Meine Code: 7-5-5 (BASS-MID-TREBLE)
Klingelige Höhen:
In der Band klingen cleane Sounds oft zu dünn. Durch die Überlagerung von Mitten mit anderen Instrumente hört man nur noch schneidende Höhen. Auch hier hilft es oft einfach, mal mehr Mitten aufzudrehen oder die Höhen abzusenken. Für den CLEAN Kanal am
AMP1 habe ich einen speziellen Charakter-Regler vorgesehen mit dem man stabile Mitten, wie man sie von klassischen Combos her kennt, anheben kann. Dazu dreht man den Clean Tone 29 der Custom Control einfach gegen die Richtung des Uhrzeigers und darf je nach verwendetem Lautsprecher auch gerne mal etwas aufgedreht werden. Der Mittenregler sollte nicht unter 5 stehen.
Bass-Wummern vs. kleiner Tone
Es kommt oft vor, dass Bass und Gitarren ähnliche Frequenzen benutzen. Das kann dann zu Dröhnen und Wummern führen. Probiere einfach mal, deinen Bassregler in der Band mal mehr oder weniger aufgedreht zu verwenden. Wenn nichts dröhnt, könnt Ihr auch mit viel Bass spielen. Dann klingt die Gitarre größer…
Falls dein Bassist es zulässt, seinen 120 HZ Regler mal abzudrehen, probiert
das auch mal aus - das Dröhnen sollte verschwinden, und du hast einen superfetten Tone!
Um ein Gefühl für Frequenzen und deren Überlagerung zu bekommen, kannst du auch mal deine Gitarre zu einem Playback spielen. Du solltest den Amp so einstellen, dass er mit dem Playback gut klingt und sich gut durchsetzt.
Wenn man das Playback anhält, wirst du vielleicht überrascht sein, wie der trockene Sound klingt. Es sei noch angemerkt, dass die Signale einer Aufnahme im Vergleich zur Live Band im Proberraum oder auf der Bühne bei der Mischung auch noch einmal ausgedünnt und frequenzmäßig bearbeitet wurden. Es lohnt sich, mal etwas mit den Klangreglern zu experimentieren, bis du deinen Sound in deiner Situation (Band / Recording Zu Hause) gefunden hast.
Unterschiedliche Sounds meistern
Mit modernen Verstärkern lassen sich oft mehrere Sounds abspeichern, die dann per Fußschalter abgerufen werden können. Bei entsprechendem Bedarf und gekonnter Nutzung, kann diese Vielfalt den Band-Sound bereichern. Gerade Top-40-Spieler suchen diese Sound-Fülle, um verschiedenste Musikstile im Repertoire möglichst originalgetreu wiederzugeben. Aus eigener Erfahrung kann ich dazu sagen, dass eine kleine aber gut funktionierende Auswahl von Sounds meist besser ist, als ein ausgeklügelter Stepptanz auf dem „Stressbrett“. Hinzu kommt, dass jeder Sound auch seine eigene Spielweise erfordert, die beherrscht sein will. Es dauert eine ganze Weile, bis man sich mit den unterschiedlichen Spielarten angefreundet hat und die Spieltechnik und den Sound „im Griff“ hat. Deshalb sollte man sich nicht übermäßig stressen, denn eigentlich will man ja Gitarre spielen und nicht seinen Sounds hinterher steppen.
Bei einigen Livebands konnte ich beobachten, wie die Gitarre bei solchen Soundwechseln einfach verschwand, obwohl sie auf der Bühne für den Spieler laut und präsent war. Besonders der Kanal-Wechsel zwischen Overdrive zu Clean - was ja fast jeder braucht - scheint Probleme zu bereiten. Die Erklärung hierfür ist sehr einfach: Das Frequenzspektrum schwankt zu stark. Funktioniert der Clean-Sound und verschwindet der Overdrive-Sound, so fehlen diesem meist eine gehörige Portion Mitten. Ist der Overdrive satt und fett präsent, jedoch der Clean-Sound klingelt dünn, dann hat dieser zu viele Höhen und ebenfalls zu wenig Mitten. Was allein gespielt noch super prächtig klang, wird in der Band oft zu einem dünnen “Geschrabbel”, dem “Holz” fehlt.
Noch nie waren Bodentreter und Overdrive-Pedale so populär wie heute. Das liegt vor allem daran, dass sie funktionieren! Schaltest du ein Pedal vor einen cleanen oder leicht übersteuerten Verstärker, dann bleibt das von dir eingestellte Frequenzspektrum des Verstärkers weitgehend und deutlich hörbar erhalten. Das liegt vor allem daran, dass du dabei die Klangregler am Verstärker nicht verändern musst. Die vom Pedal erzeugte Klangänderung bleibt somit im „Rahmen“, ohne das Frequenzspektrum des Verstärkers zu verändern.
Die 4 Kanäle im
AMP1 sind separat aufgebaut und wurden frequenzmäßig optimal aufeinander abgestimmt. Mit der effektiven 3 Band Klangregelung kann der Gesamtsound ganz einfach und schnell an Box und Band angepasst werden kann. Vor allem in Live-Situationen ist das von großem Vorteil, weil sonst 4 Klangregelungen nachjustiert werden müssten. Über CUSTOM CONTROL kannst du jedem Sound eine eigene nuancierte Klangfarbe hinzufügen. Für mich ist der VINTAGE-Kanal im
AMP1 die Referenz, an die ich alle anderen Sounds anpasse. Durch Zurückdrehen des Volume Potis an der Gitarre kannst du in diesem Kanal auch wunderschöne Cleansounds realisieren. Um die Sounds aufeinander abzustimmen, wähle ich den VINTAGE-Kanal und schalte dann zum CLEAN-Kanal. Mit der CUSTOM CONTROL passe ich dann beide Sounds aneinander an.
AMP1 Custom Control Tone:
Drehst du den CLEAN TONE gegen den Uhrzeigersinn ab, bekommst du die typischen „kalifornischen“ Cleansounds für Country und Funk mit genügend Fülle in den Mitten. Das funktioniert besonders gut mit Singlecoil Tonabnehmern. Besitzt deine Gitarre einen Humbucker, dann verwende diesen im „Split-Mode“ oder drehe CLEAN TONE im Uhrzeiger auf um mehr Höhen zu bekommen.
Mit zugedrehtem Clean Tone werden die meisten Humbucker eher ausgewogene, runde warme Jazz Tones liefern.
Der CLASSIC TONE Regler liefern gegen den Uhrzeigersinn eher klassische, im Uhrzeigersinn eher moderne Sounds. Ich empfehle diesen bei Singlecoils eher abzudrehen, bei Humbuckern eher etwas aufzudrehen.
MODERN TONE ist ein ganz extremer Regler, der zwei völlig unterschiedliche Soundwelten zulässt, die eigentlich unvereinbar scheinen. Zugedreht bekommst du cremig warme singende Classic Lead Sounds in Stile von Gary Moore oder Eric Johnson, die nicht kratzen. Aufgedreht öffnet sich das krasse Gegenteil: Die Welt des Metal mit hypermodernen Metal-Sounds deren extremen Biss und trockenem Bass den Classic Rock Fans die Haare zu Berge stehen lässt, aber Metaller ein entzückendes Grinsen ins Gesicht bringt. Hier muss du Farbe bekennen!
Home & Recording
Home
Zu Hause möchte man möglichst einen lebendigen, vollen Sound bei Zimmerlautstärke. Mit
AMP1 genügt eine 1x12er Box (wie die kommenden Nano CAB oder FAT CAB). Wer den Punch und die Obertöne einer aufgerissenen Röhrenendstufe mag, braucht ein PowerSoak, um die Lautstärke zu bändigen. Über das Controlboard
REMOTE1 lässt sich das im
AMP1 integrierte POWERSOAK im Bereich „HOME“ von 150 mW bis 2 Watt stufenlos regeln.
Ist kein Gitarrenlautsprecher verfügbar, kann man an den Recording-Out out am
AMP1 auch einen Kopfhörer anschließen oder ihn direkt an eine Stereo Anlage anschließen. Aber Vorsicht mit der Lautstärke!
Der Recording-Out simuliert den Klang eines Gitarrenlautsprechers mit einer sehr aufwändigen 7-stufigen analogen Filterschaltung. Im Gegensatz zu digitalen Lösungen wird das Signal nie gewandelt und ist daher superschnell in der Ansprache, weil latenzfrei.
Recording
Möchtest du Aufnahmen mit deinem
AMP1 machen, hast du viele Möglichkeiten. Die einfachste: du benutzt den Recording-Out und verwendest bei der Abmischung ein paar Effekte, um den superdirekten und trockenen Gitarrensound räumlich im Mix zu platzieren. Das funktioniert prima auch ohne angeschlossene Lautsprecherbox. Wenn du einen Lautsprecher benutzen kannst - auch wenn es nur in Zimmerlautstärke ist - bekommt der Klang des Recording Out noch etwas mehr Punch und Lebendigkeit durch das „current Feedback“. Dieser Strom hat eine Auswirkung auf den Klang, da Endstufe und Lautsprecher dadurch zusammen arbeiten wie ein Tandem.
Mit der
REMOTE1 kannst du mit Hilfe des PowerSoaks zusätzlich noch die Endstufe in die Sättigung bringen, und dabei die Leistung reduzieren. So bleibt die Lautstärke erträglich und du bekommst noch mehr Obertöne und Endstufenpunch für die Aufnahme.
Natürlich kannst du zusätzlich ein Mikrofon vor dem Lautsprecher positionieren. Ich würde dann sowohl das Mikrofon Signal als auch das direkte Recording Out Signal aufnehmen. In der Recordingsoftware solltest du nach der Aufnahme die Laufzeitunterschiede aller Signale ausgleichen, so dass alle Signale in Phase sind.
Im Mix lassen sich dann später beliebige Mischungsverhältnisse einstellen.
Mikrofonierung - eine Kunst für sich
Jeder, der schon mal versucht hat, einen Gitarrenverstärker mit einem Mikrofon aufzunehmen, wird folgende Erfahrung gemacht haben: Über das Mikrofon klingt das Signal ganz anders, als das, was man hört, wenn man neben dem Verstärker steht. Aber wie mikrofoniert man richtig? Hier einige Tipps aus meiner Erfahrung. Das Mikro stellt man ganz nahe an den Lautsprecher - auch close Miking genannt. Würde man das Mikro weiter weg stellen, würden Druck und Präsenz fehlen. Klar, wenn man einen großen Aufnahmeraum hat, lässt sich der Verstärker auch mit mehreren Mikros aufnehmen. Durch die unterschiedliche Laufzeit des Schalls zu beiden Mikrofonen entstehen sogenannte Phasenverschiebungen. Die Laufzeitunterschiede lassen sich aber in moderner Recording Software ausgleichen. Hier beginnt das Handwerk des Tontechnikers.
Im Studio aber auch live, wird fast immer Close Miking, ganz ohne Raumklang angewandt. Wird ein bestimmter Raum gebraucht, wird er passend vom Mischpult geliefert. In einer Live-Situation wird die abgenommene Gitarre wieder über eine Beschallungsanlage in Räume mit ausreichend Reflexionen geschickt. Daher ist Close Miking in diesem Falle die richtige Lösung. Entscheidend hierfür ist immer die Qualität des direkten - closed miked - Signals.
Naturgemäß bietet ein mit Mikrofon abgenommener Gitarrenlautsprecher die authentischste Lösung. Doch die Platzierung des Mikrofones vor dem Lautsprecher ist eine Kunst, da sich der Klang mit jedem cm extrem verändert, und nur schwer ein ausgewogenes Klangbild zu finden ist. Ich habe schon Stunden am Lautsprecher damit verbracht, meinen „Sweet Spot“ durch Verschieben des Mikros und den dazu passenden Winkel, für meinen Geschmack zu finden und dann zu markieren ...
Der Klang auf der Aufnahme ist die eine Sache, aber auch das Spielgefühl muss stimmen. Der Sound muss auch groß klingen und Druck machen, sonst hat man kein Feeling.
Mischung
Egal ob direktsignal vom Recording Out oder auch vom Mikro, ein wenig Nachbearbeitung mit Raum (auch ganz kleinem - fast unhörbar) Hall und minimal EQ und Kompressor lassen deinen Sound natürlich und lebendig klingen und liefern dir professionelle Soundergebnisse.
Es gibt 3 verschiedene Hallarten, die mir dabei helfen: Plate - die gute alte Hallplatte, wie sie auch auf den frühen Van Halen Alben zu hören ist. Ihr Sound simuliert größere Räume á la Turnhalle. Damit definiere ich die Tiefe des Raumes in der die Gitarre im Mix spielt. Die Nachhallzeit liegt zwischen 1,5 bis 3,5 Sekunden. Room - ein kleiner Raum eignet sich besonders die Gitarre in die Breite zu bekommen. Diesen Effekt kann man auch mit kurzen Delays machen. Heute nutze ich dafür gerne auch kurze Faltungshall IR Responses. In den 80igern war auch der „Eventide“ Chorus dafür angesagt.
Die Simulation eines echten Raumes eigent sich meiner Meinung nach sehr gut, um dem Sound auch eine Höhe neben der Tiefe zu geben. Es lohnt sich auch, den Mix verschiedener Signale wie Recording Out und Mikrofon auszuprobieren.
Einen Mix all dieser Effekte auszuprobieren lohnt sich - vor allem wegen deren Lautstärkeverhältnissen. Oft verwende ich nur ganz wenig von zweien dieser Effekte und dafür einen sehr prominenten. Würde ich aber nur einen Effekt benutzen - würde etwas fehlen.
Es lohnt sich auch, das Gitarrensignal und auch die Hallsignale nochmals leicht zu EQen und zu komprimieren. Denn alle Instrumente brauchen Ihren Platz im Mix und alles, was man irgendwo wegnimmt gibt anderen Instrumenten mehr Platz. Hier ist die Devise: So schlank wie möglich ohne den Charakter zu verlieren oder Klang leblos werden zu lassen.